Studie der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychotherapie Dresden zum Thema Neurofeedback
Erschienen in Ausgabe (03/17) der Thieme Fachzeitschrift „Ergopraxis“.
Theta-/Beta-Feedback reduziert impulsives Verhalten von Kindern mit ADHS. Die positiven Effekte zeigen sich im Verhalten und auf neuropsychologischer Ebene. Zu diesem Ergebnis kommen kognitive Neuropsychologen um Annet Bluschke an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychotherapie Dresden.
Sie führten eine achtwöchige Studie durch, um zu untersuchen, welche neuronalen Mechanismen Theta-/Beta-Neurofeedback beeinflusst. Ihr besonderes Interesse galt der Kernsymptomatik Impulsivität. Für die Studie im Prä-/Post-Design untersuchten sie 19 Kinder zwischen 8 und 14 Jahren mit einem IQ von durchschnittlich 97. Alle erfüllten die Kriterien für ADHS nach ICD-10. Neun von ihnen waren medikamentös eingestellt, Komorbiditäten bestanden nicht. Die Wartekontrollgruppe mit vergleichbarer Charakteristik bestand aus 17 Kindern.
Die Forscher führten eine Prä-Testung mittels Conners-3-Skala durch und testeten die Reaktion der Kinder bezüglich ihrer Impulskontrolle. Dazu sahen die Kinder auf einem Bildschirm entweder das Wort „Drück“ oder „Stopp“. Je nach Aufforderung mussten sie mit dem Zeigefinger schnellstmöglich eine Taste drücken oder die Reaktion zurückhalten. Dabei wurden richtiges Verhalten, benötigte Reaktionszeit und Gehirnaktivität im EEG gemessen.
Anschließend erhielt die Experimentalgruppe zwei Mal wöchentlich für eine Stunde Neurofeedback. Dabei wurden Gehirnwellen und aktivierte Gehirnareale per EEG aufgezeichnet. Während die Kinder Aufgaben lösen sollten, zum Beispiel ein Auto steuern, sahen sie ihre Theta-/Beta-Aktivität auf dem Bildschirm. Regulierten sie diese falsch, erschien ein trauriges Smiley. Zusätzlich erhielten die Kinder Verhaltenstherapie, Aufmerksamkeitsstrategien, Hausaufgaben und Token-Systeme.
Die Auswertung der Reaktionsaufgabe und der Conners-3-Skala zeigt, dass die Experimentalgruppe ihre Impulsivität signifikant besser steuern konnte. Zudem traten konkrete Veränderungen in der Gehirnaktivität auf: Die Hemmungsvorgänge im medial frontalen Kortex waren gesteigert. Die Regulation von Theta-/Beta-Frequenzen gelang den Kindern besser.
Allerdings läßt die Studie Impulsives Verhalten und Neurofeedback, weiterhin ungeklärt ob Neurofeedback den Einsatz von Medikamenten unnötig machen könnte.
ergopraxis 2017; 10(03): 14-16
DOI: 10.1055/s-0042-123356